Monika Krucker (*1965, Luzern)

— 1978
Musische Kindes- und Jugendjahre
Bereits in meiner Kindheit gehörten Zeichnen, Bewegung im Spiel und im Wasser, Singen, Beobachten, Nachdenken, Diskutieren, Freunde haben, zu den wichtigsten Dingen in meinem Leben.

1979 — 1988
Noch keine Kunstschule – Kaufmännische Angestellte – Sport- und Vereinsmensch
Mit 14 Jahren begann ich mit dem Portraitzeichnen. Ich zeichnete die Gesichter der prominenten Sänger*innen, Schauspieler*innen und Sportler*innen. In der Schule verkaufte ich Kopien der überraschend begehrten Bilder für 50 Rappen an meine Kamerad*innen.
Mit der Ausbildung als Zeichnungslehrerin klappte es leider nicht, und meine Eltern wollten nicht, dass ich die Kunstgewerbeschule besuche. Nach der zweijährigen Handelsschule arbeitete ich als kaufmännische Angestellte Vollzeit fünf Jahre in der Lohnbuchhaltung eines Bauunternehmens. Ich machte mir ein persönliches Projekt daraus, dass ich mir stehts alle Gesichter zu den Namen der ca. 200 Angestellten merken konnte. Ich spielte damals leidenschaftlich und sehr ambitioniert Fussball, präsidierte schon bald die Frauenabteilung des Vereins und engagierte mich herzhaft für den Frauenfussball.

1989 — 2001
Zeichnen wird zum Beruf – 1. Ausstellung – 1. Buch herausgegeben – Einstieg in die Archäologie
Das Zeichnen blieb mehrere Jahre im Hintergrund, schlief aber nie ein. Es doch noch zu meinem Beruf zu machen, ging mir nie aus dem Kopf. Ich spürte irgendwann, dass der Zeitpunkt da war, dieses Ziel neu anzugehen. Mit einer zweijährigen Privat-Gestaltungsschule, drei Tage die Woche, tastete ich mich an meinen neuen Beruf heran, und den Rest der Arbeitswoche jobbte ich als Büroangestellte. Parallel wechselte ich den Sportverein, wollte mich nur noch aufs Spielen konzentrieren, da die zeitraubenden Vereinsaufgaben keinen Platz mehr in meinem Leben hatten.
Mit dem Erreichen meines Zwischenzieles, der einjährige Vorkurs an der Schule für Gestaltung Luzern, begann ich mich vorübergehend ohne Nebenjob voll auf meine Kunstausbildung zu konzentrieren. In dieser Lebensphase entstanden meine Frühwerke. Es entwickelte sich ein ganz neuer Zeichnungs- und Malstil. Mittels vieler Striche tastete ich mich an meine Zeichnungsstudien. Meine Beobachtungsschwerpunkte veränderten sich bei Stillleben, Figur- und Aktzeichnungen. Ich entdeckte, wenn ich der Umgebung meines Hauptsujets mehr Aufmerksamkeit schenke als bisher, beeinflusst das von selbst und ganz unverkrampft mein Hauptsächliches.
In dieser Lebensphase gewöhnte ich mir an beim Beobachten genau hinzusehen und meine Striche und Flächen trotzdem grosszügig aufs Blatt zu übertragen. Ebenfalls müssen die Funktionen des Körpers stimmen, die Proportionen werden zweitrangig behandelt. Und als Wichtigstes entdeckte ich, Gut Ding braucht Weile. Bald entstanden die Bildteile und die abstrakten Farblandschaften. In der Freizeit wechselte ich die Sportart und entdeckte das Badmintonspiel.

Mit 28 Jahren erreichte ich einen Meilenstein und trat die 4-jährige Vollzeitausbildung im Studienbereich Wissenschaftliche Illustration an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich an. Bald zog ich nach Zürich um, spielte weiterhin sehr ambitioniert zum Ausgleich Badminton und pflegte neue Freundschaften innerhalb und ausserhalb der Gestaltungsszene in Zürich. An der Badminton-SwissOpen 1994 in Basel, eines der grössten internationalen Badmintonturniere in Europa, kam es zu meiner ersten Ausstellung. Ich bekam die Gelegenheit meine Frühwerke durch eine Ausstellung im VIP-Raum der Sponsoren und Sport-Funktionäre zu präsentieren.
Kaum hatte ich meine Zeichnungsausbildung beendet, arbeitete ich in Eigeninitiative an einem Buch über die Geschichte des Federballspiels. Die grosse Freude am Kommunizieren meines Projektes und das Knüpfen von wertvollen Kontakten in der Badmintonszene europaweit ermöglichten mir, dieses Buch zweisprachig zu produzieren und 1999 herauszugeben. Im Jahre 2000, an den Olympischen Spielen in Sydney, wurde mein Buch vom Internationalen Badmintonverband den erfolgreichen Spieler*innen als Geschenk überreicht.
Während derselben Zeitphase entstanden auch die ersten Lebensbilder für die Kantonsarchäologie Solothurn: Der römische Gutshof Biberist. Seither zeichne ich parallel zu meiner freien Kunst Fundzeichnungen und Lebensbilder für verschiedene Kantonale Archäologiestellen und sonstige geschichtliche Institutionen (Landesmuseum Zürich, Museum für Urgeschichte(n) Zug, Kantonale Archäologiestellen Solothurn, Schaffhausen, Bern und Aargau).

2002 — 2009
Kunstschaffen in Winterthur – Venedig
2002 begann ich die Weiterbildung Gender-Studies in Kunst, Medien und Design an der Hochschule der Künste Zürich. Meine Vorstellung war es, mich in diesem Studium mit der Vielfalt des Menschseins, mit Kolleg*innen aus verschiedensten Berufssparten, intensiv zu befassen und mit ihnen Projekte zu erarbeiten. Nicht zufrieden mit dem Studium, dafür umso mehr inspiriert, mich als freischaffende Künstlerin im Medium Zeichnung und Malerei konsequenter zu betätigen, verliess ich diesen Studiengang nach vier Semestern vorzeitig. Im Jahrhundert-Sommer 2003 zog es mich aus privaten Gründen nach Winterthur. Ich fand bald ein tolles Gemeinschaftsatelier mitten in der Altstadt. Künstlerisch entstanden bald die Werkgruppen Die Schwimmerin, Reflexionen und Blickstücke. Ich trat als Mitglied der VISARTE Zürich (Berufsverband für Visuelle Kunst) bei und bewegte mich mitten in der Kunstszene in Winterthur und in Zürich. 2004 und 2005 stellte ich in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen in Zürich, Zug, Luzern und Glattfelden die neu entstandenen Arbeiten aus. Um finanziell über die Runden zu kommen jobbte ich immer wieder, meistens im administrativen Bereich in gestalterischen oder in geschichtlichen Institutionen.
Im Frühling 2007 genoss ich einen mehrmonatigen Kunst-Aufenthalt in Venedig, dank eines Stipendiums des Istituto Svizzero di Roma. Ich erkundete die Stadt ausgiebig. Manchmal streifte ich statt mit dem Skizzenblock mit kleinen quadratischen Lärchenholz-Stücken durch die Gassen und beobachtete, fing zeichnerisch Details ein. Die Werkgruppe Frammenti di sguardo entstand. Zurück in der Schweiz stellte ich im wunderschön, neu restaurierten Frauenpavillon im Stadtpark von St. Gallen die Blickstücke und die frisch gebackenen Frammenti aus Venedig aus.
Während einem halben Jahr im 2008, nach einer schweren, aber gut überstandenen Krankheit, machte ich eine künstlerische Pause. Später im neu bezogenen Atelier bei den Kunsträumen Oxyd Winterthur entstanden die Arbeiten Rialto und Venezia. Bis heute besuche ich regelmässig die Lagunenstadt.

2010 — 2023
Liniengeschichten – Bülach – 2. Buch – Solothurn und 3. Buch
2010 entstehen erste kleinere Bleistiftzeichnungen und eine Vierer-Serie abstrakter Kohlezeichnungen aus der später wachsenden Reihe der Liniengeschichten. An der Dezemberausstellung desselben Jahres kaufte mir die Stadt Winterthur zwei meiner Kohle-Arbeiten.
Die Arbeitsphase der Liniengeschichten dauerte bis 2014 und führte zu einer Einzelausstellung in Bülach, wo ich seit 2011 wohne. Diese zeichnerischen Liniengebilde stehen für die Verarbeitung meines Seelenlebens während der Winterthurer-Zeit, einer Lebens-Phase voll persönlichen Aufruhrs. Für mich damals in ungewohnt konsequent abstrakter Form künstlerisch umgesetzt. Diese Werkreihe findet ihren Höhepunkt in meinem 2. Buch, der Monographie Liniengeschichten, die ich 2015 produziert und herausgegeben habe.
2012 beauftragte mich die Kantonsarchäologie Solothurn, einen Zeitraffer der Siedlungsentwicklung der Stadt Solothurn in acht Bildsequenzen darzustellen. Nach Abgabe meiner Arbeit waren alle zufrieden, für mich fühlte sich die Arbeit jedoch nicht abgeschlossen an. So entwickelte ich später mein bisher umfangreichstes Zeichnungsprojekt, daraus entsteht 2020 meine dritte Publikation, 2000 Jahre Solothurn, die ich mit einer Historikerin zusammen mit viel Enthusiasmus, Engagement und Durchhaltewillen herausgegeben habe.
Im gleichen Jahr trat ich bei der Kantonsarchäologie Solothurn eine Festanstellung an.
Die künstlerische Entwicklung zeigt sich im Moment in den neuen Lebensbildern, die dort im Auftrag entstehen. Nun gehe ich keinen Nebenjobs mehr nach, und ich kann mich voll aufs Gestalten konzentrieren.
Im Atelier, losgelöst von Wissenschaft und Auftrag, entsteht das Grossprojekt AieS, eine Archäologie in eigener Sache...

Monika Krucker, August 2023

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